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biografie: Alexander Mitscherlich

 [München 1908 - Frankfurt/Main 1982] 


Psychoanalytiker und Sozialpsychologe

1908 
Alexander Mitscherlich wird als Sohn des Chemikers Harbord Mitscherlich und seiner Frau Clara, geb. Heigenmooser, in München geboren.

1928-1932
Mitscherlich studiert zunächst Geschichte, Kunstgeschiche und Philosophie an der Universität München. Mitscherlich beginnt mit einer Dissertation über das historische Luther-Bild. Nachdem sein Doktorvater, Paul Joachimsen, 1932 stirbt übernimmt Karl Alexander von Müller dessen Stelle. Dieser weigert sich, Mitscherlichs Arbeit zu übernehmen. Mitscherlich bricht darauf sein Studium ab.

1933
Nach einer ersten Verhaftung zieht Mitscherlich nach Berlin um und eröffnet dort eine Buchhandlung, die 1935 von der SA geschlossen wird. Nebenher nimmt er das Studium der Medizin auf.
Mitscherlich heiratet Melitta Behr.

1935
Mischerlich emigriert in die Schweiz, nachdem er wegen Widerstandsarbeit steckbrieflich gesucht wird. In Zürich setzt er sein Medizinstudium fort.

1937
Während einer illegalen Fahrt nach Deutschland wird er von der Gestapo erneut verhaftet und acht Monate in Nürnberg gefangengehalten.

1939
In Heidelberg legt er das medizinische Staatsexamen ab.

1941
Promotion bei Victor von Weizsäcker über das Thema "Zur Wesensbestimmung der synästhetischen Wahrnehmung". Im Anschluß arbeitet er als Neurologe an der Universität Heidelberg.

1945
Für einige Wochen wird Mitscherlich im Frühsommer die Leitung des Gesundheitsamtes in der zunächst amerikanischen Besatzungszone "Saar, Pfalz, Rheinhessen" übertragen. Als das Gebiet den Franzosen übergeben wird, legt Mitscherlich sein Amt nieder.

1946
Mitscherlich habilitiert sich mit der Schrift "Vom Ursprung der Sucht" und arbeitet bis 1949 an der medizinischen Polyklinik in Zürich.
Beobachter bei den Nürnberger Prozessen gegen NS-Ärzte.
Veröffentlichung der Schrift "Freiheit und Unfreiheit in der Krankheit".

ab 1947
Herausgeber der Zeitschrift "Psyche".

1949
An der Universität Heidelberg gründet er die Abteilung für Psychosomatische Medizin, die zu einer eigenen Klinik ausgebaut wird - der ersten ihrer Art.

1952
Mitscherlich erhält eine außerplanmäßige Professur für psychosomatische Medizin an der Universität Heidelberg.

1955
Er heiratet die Ärztin und Psychoanalytikerin Margarete Nielsen, mit der er bereits einen Sohn, Mathias (geb. 1949), hat.

1960-1976
Mitscherlich gründet und leitet das Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt/Main. Er wird zunehmend zum engagierten Kritiker der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft.

1960
Veröffentlichung des Berichtes "Das Diktat der Menschenverachtung" über die Vorgehensweise deutscher Ärzte in den Konzentrationslagern.

1963
Veröffentlichung der Studie "Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft. Ideen zur Sozialpsychologie".

1965
Veröffentlichung der Schrift "Die Unwirtlichkeit unserer Städte" (1965), in der er die Zerstörung gewachsener Strukturen in der Stadtentwicklung der Nachkriegszeit kritisiert.

1966-1973
Professor für Psychologie an der Universität Frankfurt/Main.

1967
Zusammen mit seiner Frau Margarethe Mitscherlich (geb. 1917) veröffentlicht er die Schrift "Die Unfähigkeit zu trauern. Grundlagen kollektiven Verhaltens", in der die Schwierigkeit der Vergangenheitsbewältigung der Deutschen einer psychoanalytischen Interpretation unterzogen wird. Mit seiner Frau publiziert er außerdem "Die Idee des Friedens und die menschliche Aggressivität" (1969) und "Eine deutsche Art zu lieben" (1970).

1969
Auszeichnung mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

1972
Veröffentlichung der Schrift "Massenpsychologie ohne Ressentiment - Sozialpsychologische Betrachtungen".
Verleihung der Goldenen Wilhelm-Bölsche-Medaille.

1973
Auszeichnung mit dem Kulturpreis der Stadt München und der Wilhelm-Leuschner-Medaille.

1975
In dem Buch "Der Kampf um die Erinnerung" setzt sich Mitscherlich kritisch mit der Psychoanalyse seit Freud auseinander.

1978
Veröffentlichung der Schrift "Das Ich und die Vielen. Parteinahme eines Psychoanalytikers".

1980
Veröffentlichung seiner Autobiographie "Ein Leben für die Psychoanalyse".

1982
 Alexander Mitscherlich stirbt.